Silvia Nöbauer
Mein Weg ins neue Leben
Ich, Silvia Nöbauer, bin
jetzt 60 Jahre alt und möchte meine Geschichte erzählen. Die Geschichte, wie es
mir seit dem Frühjahr 2013 ergangen ist. Ich bekam im März 2013 eine
Lungenentzündung, wegen der ich 3 Wochen im Krankenhaus und weitere 3 Wochen zu
Hause verbrachte. Ich musste anschließend zum Lungenfacharzt zur Kontrolle. Die
Diagnose lautete: Lungenfibrose. Ich wurde mit der Tatsache konfrontiert: Heilung
gibt es keine.
Man musste versuchen mit
Medikamenten meinen Zustand zu stabilisieren und so gut wie möglich das
Lungenvolumen in einem akzeptablen Wert zu halten. Ich erholte mich recht gut
und musste regelmäßig zu weiteren Kontrollen. Ich konnte wieder arbeiten. So
ging es circa 1 1/2 Jahre, mal gut mal weniger gut, weiter. Im August 2015
wurde ich nach einer weiteren Lungenentzündung erneut ins Krankenhaus
überwiesen. Es stellte sich heraus, dass sich der Zustand meiner Lunge zum
Vorbefund vom März 2013 deutlich verschlechtert hatte. Ich hatte keinen
Appetit, dadurch verlor ich ziemlich an Gewicht und bekam Infusionen sowie
zusätzliche Nahrungsergänzung bei begleitender Ernährungstherapie. Über eine
Nasensonde wurde kontinuierlich Sauerstoff appliziert. Zudem wurde eine
intensive Atemphysiotherapie mit Medikamenten durchgeführt. Durch diese
Maßnahmen erholte ich mich erneut schrittweise. Aufgrund eines leicht erhöhten
Rheumafaktors bestand der Verdacht eine rheumatische Grunderkrankung mit
Lungenbeteiligung zu haben. Nach Abklärung eines Spezialisten war dies weiterhin
unklar und so musste ich noch eine open-loung Biopsie machen. Anschließend
konnte ich, Mitte August, mit einem Termin für eine Biopsie mit anschließender
Befundbesprechung das Krankenhaus verlassen. Nach der Entlassung stand fest: Ich
konnte so nicht mehr arbeiten.
Es folgte einvernehmlich
die Kündigung. Für mich brach eine Welt zusammen. Warum ich? Durch meinen
Hausarzt kam ich zu einer Psychologin, die mir sehr half. Ich muss erwähnen,
dass ich bei meiner Familie und Freunden sehr gut aufgehoben war und bin.
Dennoch ist es nicht dasselbe, wenn man mit einer außenstehenden Person über seinen
Zustand und seine Ängste sprechen kann.
Die Biopsie erfolgte am
11.9.2015 im LKH Feldkirch. Danach wurde ich ins LKH Hohenems überstellt, wo
man mir mitteilte, dass ich zur Lungenfibrose auch eine exogen allergische
Alveolitis hatte. Außerdem bekam ich seit der Biopsie zusätzlich 24h
Sauerstoff, da sich mein Zustand wieder verschlechtert hatte. Ende September
durfte ich, nach organisieren des Sauerstoffs für zu Hause, das Krankenhaus
verlassen. Ich musste auch für die Pensionsversicherungsanstalt, Untersuchungen
wegen vorzeitiger Pensionierung und wegen eines Behindertenausweises machen. Die
Ärztin fragte mich ob man schon mal in Richtung Transplantation gedacht hatte. Ich
verneinte und dachte: Wieso ich? Aber je länger es dauerte bis zur nächsten
Kontrolle, umso mehr beschäftigte ich mich mit dem Gedanken. Bei der nächsten
Kontrolle sprach ich mit der Ärztin und diese organisierte mir einen
Vorstellungstermin bei OÄ Dr. Bucher in Natters. Den Termin hatte ich Mitte
Jänner 2016. Es folgten sämtliche Untersuchungen, ob ich überhaupt gelistet
werden konnte. Ich kam mir vor wie ein Hamster im Laufrad. Einfach laufen,
laufen, laufen. Nach dem Gespräch mit dem Chirurgen in der Uni Klinik Innsbruck
stand fest: Die Transplantation konnte gemacht werden. Zur Stabilisierung und
zum Aufbau meines Allgemeinzustandes durfte ich nach Münster.
Dann, Anfang Mai 2016,
kam der Anruf: Ich wurde gelistet. Immer musste ich erreichbar sein, jeden
Schritt mit Telefon machen. Ich funktionierte eigentlich nur noch. Mir gingen
Gedanken durch den Kopf, wie: „Ist es richtig was du machst?“ Dann sagte ich
mir: „Ja ganz sicher, denn so zu leben ist für dich und deine Lieben nicht gut.“
Dazu kam, dass sich mein Zustand sukzessive verschlechterte.
Ich konnte kaum mehr Etwas selbstständig machen. Ein Duschgang stellte für mich
eine unüberwindbare Herausforderung dar. "Wie lange noch???"
Dann kam im Mai 2017 dieser
Anruf. Erhofft. Ersehnt. Und doch traf es mich wie ein Hammer. Jetzt war es
soweit. Die Rettung brachte mich nach Innsbruck. Alles passte und funktionierte
hervorragend. Nach der OP: „Aufwachen…Atmen… Ohne Sauerstoff!!! Ein neues Leben!!"
Nach nur 5 Tagen Intensivstation in Innsbruck, kam ich nach Natters. Nach weiteren
sechs Wochen Therapien sowie Atem-, Bewegungs- und Ernährungstraining inklusive
des Erlernens wie man einen Medikamentenplan eigenständig verwaltet, konnte ich
nach Hause. Anfangs folgten wöchentliche Kontrollen. Danach wurden die Abstände
immer größer. Mein Zustand verbesserte sich zusehends.
Circa 1 Jahr nach meiner
Transplantation sprach mich beim Einkaufen (ich war mit Mundschutz unterwegs)
eine Frau an: „Darf ich fragen: Sind sie transplantiert?“ Ich bejahte die Frage
und sie erzählte mir, dass sie auch transplantiert sei. Wir verabredeten uns
auf ein Gespräch. Wir freundeten uns an und so kam ich auch zu unserer SHG HLTX
Vorarlberg. Im Nachhinein weiß ich, wie erleichternd es gewesen wäre schon
früher mit Personen zu sprechen, die schon Erfahrung haben. Ich möchte mit
meiner Geschichte den einen oder anderen motivieren, jede Möglichkeit mit
betroffenen Personen zu reden und Erfahrungen auszutauschen, wahrzunehmen.
Der Beginn meiner
Geschichte, meines Weges in ein neues Leben, ist jetzt 7 Jahre her. Nach
Einhalten der Vorgabe der Ärzte und Therapeuten, geht es mir gut und ich kann
fast alles wieder machen.
Ich möchte mich an dieser
Stelle bedanken: bei meinem Spender, den Ärzten und Einrichtungen mit dem
Personal, die alles überhaupt ermöglicht haben. Ganz besonders auch bei meiner
Familie und meinen Freunden, die mich auf dem Weg in mein neues Leben begleitet
haben und weiterhin begleiten werden.
Ich lebe und vor allem liebe
ich mein neues Leben!!!